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Gold als sicherer Hafen - Nachfragetrends im ersten Quartal 2022 

23. Mai 2022

Die Nachfrage nach physischem Gold hat sich in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vergleich zu 2021 stark erhöht. Wie der World Gold Council (WGC) in einem aktuellen Bericht meldet, wurde eine Zunahme um 34 % auf 1.234 Tonnen verzeichnet. Damit lag die Gesamtnachfrage im ersten Quartal 19 % über dem 5-Jahres-Durchschnitt. 

Vierteljährliche Goldnachfrage nach Sektoren: Schmuck, Münzen und Barren, ETFs und ähnliche Produkte, Nettokäufe der Zentralbanken, Technologie

Goldinvestments als Krisen- und Inflationsschutz 

Grund dafür war in erster Linie das gestiegene Interesse der Investoren an Gold als Krisen- und Inflationsschutz. Die Invasion Russlands in der Ukraine, aber auch die weiterhin steigenden Inflationsraten sorgten dafür, dass zahlreiche Anleger sich dem als „sicheren Hafen“ wahrgenommenen Edelmetall zuwendeten. 

Insbesondere die Gold-ETFs verzeichneten mit Zuflüssen von 269 Tonnen ein sehr starkes Quartal und machten damit die Netto-Abflüsse in Höhe von 174 Tonnen des vergangenen Jahres wieder wett. Soweit sich dies beurteilen lässt, spiegelte sich die starke Investmentnachfrage jedoch nicht an den OTC- und Terminmärkten wider. 

Die Nachfrage nach physischen Barren und Münzen wurde durch erneute Ausgangssperren in China und Rekordpreise in der Türkei gedämpft, lag mit 282 Tonnen allerdings 11 % über dem 5-Jahres-Durchschnitt. 

Im Jahresvergleich sank die Nachfrage nach Goldmünzen und Goldbarren im ersten Quartal 2022 um 20 %, blieb jedoch über dem 5-Jahres-Durchschnitt

Schmuck und Technologie 

Goldschmuck war zu Beginn dieses Jahres weniger gefragt als noch 2021. Für diese Branche meldet der WGC einen Nachfragerückgang um 7 % auf 474 Tonnen, der in erster Linie auf sehr verhaltene Käufe in China und Indien zurückzuführen ist. In Indien fiel die Nachfrage 26 % geringer aus als im Vorjahresquartal, da viele Verbraucher ihre Käufe angesichts der steilen Preissteigerung verschoben. 

Im Technologiesektor blieb die Goldnachfrage mit 82 Tonnen stabil. 

Notenbanken 

Die Zentralbanken haben ihre Goldreserven dagegen erneut aufgestockt. Die Nettokäufe des ersten Quartals belaufen sich auf 84 Tonnen, mehr als doppelt so viel wie im vorhergegangenen Quartal, aber weniger als im Vergleichszeitraum 2021. 

Ausblick 

Mit Blick auf das Gesamtjahr 2022 sind den Analysten zufolge verschiedene Szenarien denkbar, da die makroökonomischen und geopolitischen Rahmenbedingungen große Unsicherheiten beinhalten. Ein andauernder Krieg in der Ukraine könne beispielsweise die allgemeine Wirtschafts- und Marktlage deutlich verschlechtern, während eine Lösung des Konflikts und die fortgesetzte Erholung nach der Pandemie andererseits für einen Aufschwung sorgen würden. 

Angesichts der wirtschaftlichen Folgen des Krieges und der Inflation erwartet der WGC insgesamt eine größere Investitionsnachfrage nach Gold als 2021. Die Schmuckbranche werde auf der anderen Seite jedoch unter diesen Entwicklungen leiden, daher sei hier im Jahresverlauf kaum mit Verbesserungen zu rechnen. Die Zentralbanken werden voraussichtlich weiter Gold zukaufen, aber in geringeren Mengen als im Vorjahr. 

Für die Angebotsseite prognostiziert der WGC eine stabile oder steigende Minenproduktion und eine Zunahme des Recyclings.