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Marktmanipulation: Gold-Tradern von JP Morgan drohen lange Haftstrafen

12. Juli 2022

In Chicago findet aktuell der Prozess gegen drei ehemalige Mitarbeiter von JP Morgan statt, die sich wegen Manipulation des Gold- und Silbermarkts vor Gericht verantworten müssen. Wie Bloomberg berichtet, wirft die Staatsanwaltschaft ihnen u. a. betrügerische Absprachen, Preismanipulation, Rohstoffbetrug und Spoofing in tausenden Fällen vor. 

Im Gegensatz zu früheren Prozessen findet die Anklage erstmals im Rahmen des 1970 Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act statt, der üblicherweise gegen organisierte Verbrecherbanden zum Einsatz kommt. Den Angeklagten drohen langjährige Haftstrafen, wenn sie in allen Fällen schuldig gesprochen werden. 

Die Staatsanwaltschaft argumentiert, dass die Edelmetallabteilung von JP Morgan Chase & Co. jahrelang als korrupte Gruppe von Tradern und Verkaufspersonal agierte, welche den Markt zugunsten der Bank und wichtiger Kunden manipulierte.

Dabei sei unter anderem eine als Spoofing bekannte und seit 2010 verbotene Technik zum Einsatz gekommen, bei der massive Orders platziert und kurz vor ihrer Ausführung wieder storniert werden. Damit soll der Markt in die gewünschte Richtung gelenkt werden. Zwar ist das Stornieren von Orders an sich nicht illegal, doch es ist strafbar, wenn es Teil einer Betrugsstrategie bildet. „Wenn der Trick funktioniert, macht jemand auf der anderen Seite des Deals einen Verlust“, so Staatsanwältin Lucy Jennings. „Jemand wurde betrogen.“ 

Eine weitere Strategie war das sogenannte Layering, bei dem direkt nach einer echten Order zahlreiche weitere Orders zu verschiedenen Preisen platziert und sofort storniert werden, sobald die echte Order ausgeführt wurde. Diese Taktik sei von sei von zwei der Angeklagten mitgebracht worden, die vor der Übernahme durch JP Morgan im Rahmen der Finanzkrise bei Bear Stearns gearbeitet hatten. Den Tradern wird vorgeworfen, im Laufe der Jahre zehntausende von Layering- und Spoofing-Operationen an den Edelmetallmärkten durchgeführt zu haben. 

Die Verteidigung argumentiert dagegen, dass es normale Praxis sei, Kauf- und Verkaufsorders gleichzeitig zu platzieren, und dass die überwiegende Mehrheit aller Orders vor Ausführung wieder storniert würde. Es sei nicht die Absicht der Angeklagten gewesen, jemanden zu täuschen oder zu betrügen. 

Im Laufe des Prozesses werden weitere Zeugenaussagen anderer Trader erwartet, u. a. von ehemaligen Kollegen, die sich bereits der Marktmanipulation schuldig bekannt haben. Seitdem das Justizministerium und die Börsenaufsicht in den letzten Jahren verstärkt gegen rechtswidrige Praktiken an den Märkten vorgehen, wurden Goldmehr als zwei Dutzend Einzelpersonen und Unternehmen schuldig gesprochen, einschließlich der Bank of America und der Deutschen Bank. JP Morgan selbst hatte bereits eine Strafe von 920 Millionen $ für Spoofing an den Edelmetall- und Anleihemärkten bezahlt. 

Quelle: Bloomberg