Die weltweite Goldnachfrage fiel nach Angaben des World Gold Council im zweiten Quartal dieses Jahres mit 948 Tonnen 8 % geringer aus als im Vorjahr. Im ersten Halbjahr belief sie sich jedoch auf insgesamt 2.189 Tonnen, was einem Plus von 12 % gegenüber den ersten sechs Monaten 2021 entspricht.
Goldnachfrage nach Sektoren im ersten Halbjahr, 2013 - 2022: Schmuck, Technologie, Münzen und Barren, ETFs und ähnliche Produkte, Zentralbanken
Der Goldpreis in US-Dollar fiel im zweiten Quartal vor dem Hintergrund der starken amerikanischen Währung und steigenden Zinssätze um 6 %, während er sich in vielen anderen Währungen positiv entwickelte.
Nachfrage im Anlagesektor
Die Gold-ETFs verzeichneten dem Bericht zufolge Abflüsse von 39 Tonnen, wobei insgesamt im ersten Halbjahr Netto-Zuflüsse von 234 Tonnen verbucht wurden.
Die Investitionen in Münzen und Barren beliefen sich auf 245 Tonnen und waren damit unverändert gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Ein deutlicher Nachfragerückgang in China aufgrund fortwährender Lockdowns wurde dabei von verstärkten Käufen in Indien, im Nahen Osten und in der Türkei ausgeglichen. In Europa und in den USA blieb die Nachfrage nach physischen Goldanlagen auf hohem Niveau und lag im zweiten Quartal deutlich über dem 5-Jahresdurchschnitt, was die Analysten auf die anhaltenden geopolitischen Risiken und die wirtschaftliche Unsicherheit zurückführen.
Schmuck und Technologie
Die Nachfrage nach Goldschmuck betrug 452 Tonnen und lag damit 4 % über dem Wert von 2021 – allerdings war sie auch im Vergleichsquartal des Vorjahres eher schwach ausgefallen.
In der Technologiebranche machte sich die geringere Nachfrage nach Unterhaltungs- und Haushaltselektronik bemerkbar und führte zu einem Rückgang des Goldbedarfs um 2 % auf 78 Tonnen im zweiten Quartal.
Zentralbanken kaufen mehr als erwartet
Die Zentralbanken setzten ihre Goldkäufe in den drei Monate ndagegen fort und erhöhten ihre Bestände um 180 Tonnen. Im gesamten ersten Halbjahr 2022 betrugen die Nettokäufe 270 Tonnen.
Dabei waren wenige Notenbanken für den Großteil der Käufe verantwortlich, insbesondere die Türkei, Ägypten und der Iran:
Goldkäufe und -verkäufe der Zentralbanken im zweiten Quartal 2022, netto
Goldangebot steigt im ersten Halbjahr auf Rekordmenge
Das Goldangebot nahm aufgrund weiterhin steigender Produktionszahlen im zweiten Quartal und verstärktem Recycling gleichzeitig zu. Die Minenproduktion erreichte im ersten Halbjahr 2022 insgesamt 1.764 Tonnen, ein Rekord in der Datenreihe des WGC. Die Menge des rückgewonnenen Goldes belief sich im gleichen Zeitraum auf 592 Tonnen, ein Plus von 8 % gegenüber 2021.
Ausblick
Die makroökonomischen Aussichten bieten den Analysten zufolge sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Gold. Die Investitionsnachfrage wird sich ihrer Einschätzung nach auf einem ähnlichen Niveau bewegen wie im letzten Jahr, da das gelbe Metall Gegenwind vom starken Dollar und den geldpolitischen Straffungen erhält. Als sicherer Hafen ist Gold angesichts der hohen Verbraucherpreise, des anhaltenden Krieges in der Ukraine und der wirtschaftlichen Schwäche in Europa, den USA und China jedoch weiterhin gefragt. Diese Faktoren sollten auch dazu führen, dass die Zentralbanken ihre Goldreserven weiter aufstocken. Unterm Strich erwartet der WGC hier ähnliche Zukäufe wie 2021.
Die straffere Geldpolitik und ein konjunktureller Abschwungkönnten gleichzeitig dazu führen, dass das verfügbare Einkommen der Verbraucher sinkt und die Nachfrage in der Schmuck- und Technologiebranche abnimmt.
Quelle: World Gold Council