Die weltweite Nachfrage nach Gold hat sich im Gesamtjahr 2021 gegenüber 2020 deutlich erhöht und damit die infolge der Corona-Pandemie verzeichneten Rückgänge überwiegend ausgeglichen. Wie aus dem aktuellen Bericht des World Gold Council (WGC) hervorgeht, belief sich die messbare Nachfrage (ohne Berücksichtigung der OTC-Märkte) auf 4021 Tonnen. Eine Erhöhung wurde demnach im Technologiesektor, in der Schmuckbranche, bei den Käufen der Zentralbanken und bei den physischen Goldinvestitionen gemessen, während die Gold-ETFs deutliche Abflüsse meldeten.
Schmucknachfrage
Die globale Nachfrage nach Goldschmuck stieg 2021 auf 2123,6 Tonnen, was einem Plus von 52% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dabei war insbesondere Indien ein starker Treiber: Auf dem Subkontinent wurde 93 % mehr Gold gekauft als 2020 (insgesamt 611 Tonnen). Am größten war die Nachfrage mit 675 Tonnen in China. Weltweit trugen insbesondere der wirtschaftliche Wiederaufschwung und die niedrigeren Goldpreise zur Erholung der Nachfrage bei.
Jährliche Nachfrage nach Goldschmuck: Menge (linke Skala) und Wert (rechte Skala). Quelle: WGC
Goldnachfrage im Technologiesektor
Auch in der Technologiebranche erholte sich die Goldnachfrage von ihrem Tief 2020 und stieg um 9 % auf 330,2 Tonnen weltweit. Im Elektroniksektor erhöhte sich der Bedarf nach dem Edelmetall zur Herstellung von High-End-LEDs, Platinen, Graphik-Chips, Sensoren u.v.m. auf 272,0 Tonnen. Auch bei anderen industriellen Anwendungen wurde ein Plus gemeldet; allein im Bereich der Zahntechnik setzte sich der langfristige Abwärtstrend fort.
Jährliche Goldnachfrage in der Technologiebranche nach Sektoren: Elektronik, übrige Industrie, Zahntechnik. Quelle: WGC
Entwicklung der Goldinvestitionen
Im Anlagebereich waren 2021 zwei gegenläufige Trends zu erkennen: Während sich die Nachfrage nach physischen Goldmünzen und -barren um 31 % auf 1180 Tonnen erhöhte und damit ein 8-Jahres-Hoch erreichte, verzeichneten die Gold-ETFs Abflüsse im Umfang von 173 Tonnen. Dies entsprach einem Rückgang der Bestände um 5 %.
Bei den physischen Goldinvestitionen erfreuten sich in erster Linie Barren größerer Beliebtheit: Hier stieg die Nachfrage im Jahresvergleich um 50 % auf insgesamt 804 Tonnen weltweit.
Jährliche Nachfrage nach Goldmünzen und Goldbarren nach Typ: physische Barren, offizielle Münzen, Medaillen. Quelle: WGC
Getragen wurde diese Entwicklung vor allem von Investoren in China, Indien und der westlichen Hemisphäre, während die Goldkäufe zu Anlagezwecken in der Türkei und im Nahen Osten rückläufig waren. In den USA und in Deutschland erreichte die Nachfrage nach Münzen und Barren 2021 einen neuen Rekord.
Goldkäufe der Zentralbanken
Die Notenbanken stockten ihre offiziellen Goldreserven im vergangenen Jahr unterm Strich um 463 Tonnen auf und kauften damit 82 % mehr zu als noch 2020. Die globalen Zentralbankbestände wuchsen infolgedessen auf knapp 35.600 Tonnen an, der höchste Wert seit fast 30 Jahren.
Zu den größten Käufern zählten u. a. Thailand (+ 90 Tonnen), Indien (+ 77 Tonnen), Ungarn (+63 Tonnen), Brasilien (+ 62 Tonnen) und Usbekistan (+ 30 Tonnen).
Ausblick
Für 2022 rechnet der WGC im Gold-Investmentbereich mit Gegenwind aufgrund steigender Zinsen, während hohe Inflationsraten und Rücksetzer an den Aktienmärkten die Nachfrage andererseits stützen sollten. Welche Faktoren den Ausschlag geben werden, wird sich erst im weiteren Jahresverlauf zeigen.
Positive Nachfrageimpulse erwarten die Analysten vor dem Hintergrund eines soliden Wirtschaftswachstums von verbraucherorientierten Märkten wie dem Schmuck- und dem Technologiesektor. Auch die Zentralbanken werden voraussichtlich weiter auf der Käuferseite stehen.
Quelle: World Gold Council